Welche Krankheitsbilder gibt es und was könnten die Ursachen sein?
Unter dem Begriff „Essstörungen“ werden verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst: Magersucht (Anorexia nervosa), Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) oder Ess-Attacken, die zu Übergewicht führen können (Binge Eating), dazu Mischformen. Die Gemeinsamkeit der unterschiedlichen Erkrankungen: Die Nahrungsaufnahme ist zum Problem geworden.
Als Ursachen für Essstörungen werden geringes Selbstwertgefühl, hoher Perfektionismus oder das Nacheifern eines medial vermittelten Schlankheitsideals angesehen. „Die Hintergründe für die Entstehung einer Essstörung sind vielfältig und individuell“, erläutert Carolin Martinovic, Leiterin der Beratungsstellen im Therapienetz Essstörung in München. „Mit Essen bzw. Nicht-Essen versuchen die Betroffenen oft, Gefühle zu regulieren.“ Essen helfe gegen Traurigkeit und Einsamkeit. Hunger vermittle ein Gefühl von Kontrolle. Erbrechen werde als „Lösung“ eingesetzt, um mit Druck umzugehen.
Auch im Sport ist ein riskantes Essverhalten keine Seltenheit mehr und birgt die Gefahr, in eine Essstörung abzurutschen. Getreu dem Motto „je leichter, desto besser“ erliegen Sportler*innen der Illusion, mit exzessiven Diäten ein erfolgversprechenderes „Kampfgewicht“ zu erreichen. Damit der Sport gesund bleibt und vor allem Spaß macht, gilt es auf sich selbst, aber auch auf andere zu achten.
Für eine erfolgreiche Behandlung sei es grundsätzlich entscheidend, die Ursache(n) zu kennen und so positiv zu verändern.
Essstörungen kennen keine Geschlechterpräferenz!
Wichtig ist Carolin Martinovic außerdem, darüber aufzuklären, dass eine Essstörung jeden treffen kann. Dabei hat sie die Vermutung, dass Jungen sich häufig nicht trauen, ihre Essstörung zuzugeben. „Essstörungen gelten leider immer noch als ‚Mädchenkrankheit‘, obwohl es keine Hinweise auf eine Geschlechterpräferenz gibt. Ich hoffe, dass durch die verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema mehr männliche Betroffene die Möglichkeit professioneller Hilfe in Anspruch nehmen werden.“ Ihre Botschaft: „Traut euch heraus aus eurer Einsamkeit und wendet euch an uns. Wir nehmen eure Probleme ernst und helfen diskret und vertraulich, euren Weg aus der Krankheit zu finden!“
Entsprechende Kontaktstellen auch außerhalb Bayerns sind auf der Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gelistet. Die Heilungschancen stehen gut. Gut 60 Prozent der Betroffenen können geheilt werden oder haben zumindest das problematische Verhalten dauerhaft unter Kontrolle. Weitere Zahlen, Daten und Fakten zum Nachlesen hat das Robert-Koch-Institut in der großen KiGGS-Jugendstudie zusammengefasst.