JDAV Ausblick - Wo geht die Reise hin?

Epoche 7

Wohin steuert die JDAV in Zukunft, nach dieser turbulenten Geschichte? Der rebellische Geist der 80er Jahre ist zwar zugunsten eines professionelleren Auftritts etwas in den Hintergrund getreten, doch die Ideale der JDAV haben sich auf dieser Grundlage weiterentwickelt: Heute sieht sie sich als modernen, zukunftsorientierten und demokratischen Jugendverband, der für Weltoffenheit, Vielfalt, Geschlechtergerechtigkeit, Demokratie und Nachhaltigkeit einsteht und diese Werte in Zukunft stärken und weiterentwickeln möchte.

KOMPASS sorgt für Orientierung! Foto: JDAV/Silvan Metz

Die „Grundsätze und Bildungsziele“ als Leitfaden der Jugendarbeit

Wonach gestaltet die JDAV eigentlich ihre Jugendarbeit? Dreh- und Angelpunkt dafür sind die „Grundsätze und Bildungsziele“, kurz GBZ. Erstmals 1973 vom Bundejugendleitertag (damals noch als „Grundsätze, Erziehungs- und Bildungsziele“) verabschiedet, wurden sie regelmäßig überarbeitet, denn die Ziele und Inhalte der Jugendarbeit sind mit der gesellschaftlichen Entwicklung verbunden – und damit stetig im Wandel. In den Grundsätzen manifestiert sich die JDAV als weit mehr als nur Anbieterin für leicht konsumierbare Freizeitangebote, sondern vielmehr als ergänzender Bildungsbereich, der jungen Menschen Raum zur Persönlichkeitsentwicklung bietet und als Verband die Interessen der Jugend vertritt. Zuletzt wurden die GBZ in ihrer jetzigen Form in einem breit angelegten Beteiligungsprozess überarbeitet und auf dem Bundesjugendleitertag 2019 in Nürnberg beschlossen. Die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung, der Erwerb von Kompetenzen, das Erfahren von Mitwirkung und die Ermutigung zu Engagement, für Vielfalt und Gerechtigkeit einzustehen sowie die nachhaltige Gestaltung aller Aktivitäten wurden dabei als die Hauptzeile der Bildungsarbeit der JDAV festgelegt.

Gruppenarbeit bei der Juref-Tagung 2016 Foto: JDAV/ Arne Hamann

Mehr Demokratie und Partizipation in der JDAV

Ein wichtiger Punkt der GBZ ist also die Vermittlung demokratischen Denken und Handelns. Der JDAV ist es ein Anliegen, junge Menschen zu politischer Aktivität und Mitgestaltung der Gesellschaft zu motivieren. Denn die Jugendgruppen sollen von aktiver Mitsprache der Kinder und Jugendlichen leben und nicht nur ein berieselndes Angebot sein. Das kann also zum Beispiel bedeuten, dass Kinder und Jugendliche selber das Ziel einer Jugendfahrt aussuchen und bestimmen. Dieses Angebot, sich engagieren und Verantwortung übernehmen zu können, bietet der Jugend eine wichtige Möglichkeit der Persönlichkeitsentwicklung.

Ein wichtiger Grundstein für mehr Demokratie und Partizipation wurde auch mit der neuen Mustersektionsjugendordnung geschaffen. Diese Vorlage gilt seit Anfang 2019 und regelt einheitlich die Rahmenbedingungen für die Arbeit der JDAV und die Zusammenarbeit mit dem DAV auf Sektionsebene. Ein besonderes Kernelement dieser Überarbeitung ist die Einführung einer jährlich stattfindenden, verpflichtenden Jugendvollversammlung in den Sektionen. Bei dieser Vollversammlung wird unter anderem entschieden, wer auf Landes- und Bundesebene die Sektionsjugend vertritt – zukünftig vielleicht sogar ohne der Voraussetzung einer Jugendleiter*innen-Grundausbildung.

So soll sichergestellt werden, dass alle, die sich jugendpolitisch über die Sektionsebene hinaus engagieren möchten, dies auch können. Die konkrete Umsetzung des neuen Delegiertensystems ist noch in Arbeit, eine endgültige Entscheidung wird es bei einem außerordentlichen Bundesjugendleitertag in 2020 geben. Dennoch zeigt die Überarbeitung, wie die JDAV hinter der Entwicklung demokratischer Mitbestimmung steht – auch in Zukunft.

Nachhaltiges Handeln und Denken hat für die JDAV eine wichtige Bedeutung

Neben den GBZ wurde am Bundesjugendleitertag 2019 ebenfalls eine Nachhaltigkeitsposition verabschiedet. Mit dem Positionspapier "Nachhaltigkeit in der JDAV" sind die Bestrebungen der JDAV formuliert, wie sie künftig noch stärker in ihrer Arbeit auf nachhaltiges Handeln Wert legen wird. Dafür möchte die JDAV unter anderem eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeiten, in der sie sich klare Nachhaltigkeitsziele definiert und daraus konkrete Maßnahmen ableitet. Darüber hinaus tritt sie offensiv für nachhaltiges Handeln ein und fordert sowohl den DAV als auch die Politik zu konsequent nachhaltigem Handeln auf.

Hanna Meul beim Boulder World Cup 2019 Foto: DAV/Vertical Axis

Zukunft Bergsport: So steht die JDAV zur Entwicklung aktueller Bergsportthemen

Nicht nur gesellschaftliche Themen sind einem andauernden Wandel unterworfen, sondern auch der Alpinismus und seine Spielformen. Gerade erfährt der Leistungsbergsport großes Interesse und gesteigerten Zulauf. Zum einen dank Förderprogramme für klassische alpinistische Disziplinen durch den DAV wie etwa die Expeditionskader, zum anderen vor dem Hintergrund, dass Wettkampfklettern 2020 olympische Disziplin wird. Weil die JDAV alle Alpenvereinsmitglieder bis 27 Jahre und damit auch viele der Wettkampfathleten vertritt, ist Olympia im Speziellen und Leistungssport im Allgemeinen ein Thema für die JDAV. Bereits 2013 beschloss der Bundesjugendleitertag daher eine zukunftsweisende Position zu Leistung in der Jugendarbeit. Darin fordert die JDAV einen verantwortungsvollen Umgang mit Bergsport, also dem Bewusstmachen von allen Chancen und Risiken, die mit Leistungssport einhergehen – für sich, das soziale Umfeld und die Umwelt. Egal ob im Alpin- oder Wettkampfsport. Nur dann befürwortet die JDAV Leistungsmotivation im Bergsport.

Aus dieser Position heraus erklärt sich auch der vier Jahre später folgende Beschluss zu Olympia: Die JDAV bezieht als kritische Begleiterin Stellung. Sie fordert als Bedingung für eine Unterstützung die Einhaltung der oben genannten Punkte, besonders Fairness und Umweltverträglichkeit. Darüber hinaus stellt sie klar, dass die pädagogische Jugendarbeit nicht unter der leistungsorientierteren Nachwuchsförderung leiden darf.

Es bleibt zwar abzuwarten, wie eine eventuelle feste Aufnahme von Klettersport als olympische Disziplin den Verein in Zukunft prägen wird, doch die JDAV hat bereits klar gemacht, wohin für sie die Reise geht.

Nicht nur bei Olympia hat Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Leistungssport für die JDAV eine Bedeutung, auch beim klassischen Bergsteigen legt sie Wert darauf. Dies zeigte sich zum Beispiel auch im Jahr 2013 an einer scharfen Kritik und Ablehnung für eine Everest-Expedition des DAV Summit Club, die mit allen negativen Aspekten einer kommerziellen 8000er-Expedition verbunden war. Der Summit Club hat seither diese Veranstaltung nicht mehr im Programm.

Die JDAV wirbt für eine umwelt- und klimaschonende Ausübung des Bergsports und wird sich auch zukünftig für mehr Nachhaltigkeit im Alpinismus bemühen, damit kommende Generationen auch noch ihre Freude an den Bergen ausleben können.

Logo der Initiative „Check Your Risk“ Quelle: JDAV/CRY

Sicherheit und Risiko – zwei vereinbare Facetten des Bergsports

Alpine Sportarten sind immer mit einem Risiko verbunden, das je nach Bergsportdisziplin größer oder kleiner ausfällt, aber nie komplett vermeidbar ist. Gerade junge Sportler*innen sind sich den Gefahren oder den Konsequenzen der möglichen Unfälle oft nicht bewusst.

Mit der Initiative „Check Your Risk“ möchte die JDAV junge Menschen ansprechen und für die Gefahren im alpinen Gelände sensibilisieren – und damit alternative Perspektiven zu den Actionvideos von Profisportler*innen anbieten: Im Winter beim Variantenskifahren, im Sommer beim Mountainbiken. Das Angebot beinhaltet zwar auch Inhalte auf hohem Niveau, vor allem aber ist es als niederschwellige Gefahrenaufklärung für Einsteiger*innen gedacht. Daher werden die „Check Your Risk“-Trainer*innen besonders oft von Schulklassen gebucht.

Den Jugendlichen wird dabei vermittelt, dass sich Sicherheit und Risikoabwägung erstaunlich gut mit Nervenkitzel, Abenteuer, Spaß und Freiheitsgefühl vereinbaren lässt.

Check Your Risk Moutainbike - Trailer

In einem spannenden Programm für Schulklassen und Jugendgruppen sind wir mit dem Bike auf Trails oder auf dem Schulgelände unterwegs! Der Trailer zeigt einen Ausschnitt aus einem exemplarischen Tag.

Wie geht es weiter?

Am Bundesjugendleitertag 2019 in Nürnberg wurde die neue Bundesjugendleitung gewählt. Hanna Glaeser und Simon Keller bilden seitdem die paritätische Doppelspitze der JDAV.

Was sich die beiden für die Zukunft vorstellen und wünschen:

"Für mich ist neben den Themen Nachhaltigkeit und Bergsport vor allem Vielfalt ein wichtiges Anliegen der JDAV. Der Bundesjugendausschuss hat hier z.B. ein tolles Positionspapier „Für eine geschlechtergerechte Gesellschaft!“ verabschiedet und sich hier noch einiges vorgenommen. Doch Vielfalt geht für mich weit über das Thema Geschlechtergerechtigkeit hinaus. Ich denke, es ist genauso wichtig, dass wir uns mit Themen wie z.B. (sozialer) Herkunft oder Behinderung beschäftigen. Für mich ist es ganz selbstverständlich, dass sich die JDAV auch in den nächsten Jahren klar und deutlich für eine vielfältige und bunte Gesellschaft einsetzen wird!"
- Hanna Glaeser, Bundesjugendleiterin
"Die JDAV steht für viele Themen: Bergsport und Bergerlebnis, Vielfalt, Naturschutz, gemeinsam unterwegs sein, Dinge wagen, Verantwortung übernehmen… In diesem Jahr wurde als zentraler Punkt die Nachhaltigkeit sichtbar, denn der Bundesjugendleitertag hat dazu ein starkes Positionspapier „Nachhaltigkeit in der JDAV“ beschlossen. Darin wird klar: Wir haben Lust, eine nachhaltigere Welt zu gestalten! Dafür gehen wir auf Gesellschaft und Politik zu, müssen aber auch selbst ins Handeln kommen. Ich freue mich drauf, dass die JDAV genau das in den nächsten Jahren tun wird!"
- Simon Keller, Bundesjugendleiter

Autor

  • Autor "Epoche 7 - JDAV Ausblick": Silvan Metz