Weiterhin beschloss die JDAV 2015 eine neue Bundesjugendordnung und eine neue Geschäftsordnung: seit 2016 bilden Bundesjugendleiterin und Bundesjugendleiter eine paritätische Doppelspitze und teilen sich die Aufgaben. Im gleichen Atemzug wurden alle amtierenden Beisitzer*innen der Bundesjugendleitung zu stellvertretenden Bundesjugendleiter*innen.4 2017 erfolgte dann eine Überarbeitung der hauptberuflichen Struktur und die Untergliederung der Geschäftsstelle in das Ressort Jugend und das Ressort Jugendbildungsstätte Bad Hindelang.5 Darüber hinaus wurde 2017 die neue Mustersektionsjugendordnung (MSJO) eingeführt.
Die Ausrichtung der JDAV in diesen beiden Jahrzehnten war dabei besonders von Vielfaltsgedanken und der Betonung gesellschaftspolitischer Positionen bestimmt, die als Ergänzung zur rein bergsportlichen Ausbildung die Bereitschaft der Jugendlichen, sich für Umweltbewusstsein, Geschlechtergerechtigkeit, Integration, Inklusion, etc. zu engagieren, fördern sollte.
Daneben stieß die JDAV bereits in den 2000ern internationale und integrative Projekte an, aus denen beispielsweise das Projekt "Alpine Jugend Hoch 4" oder das DAV-Projekt "Alpen.Leben.Menschen (A.L.M.)" entstanden.10 Im Zuge des immer deutlicher spürbaren Rechtsrucks der Gesellschaft verabschiedete der Bundesjugendleitertag 2015 die Resolution "Für Vielfalt in der JDAV", in der sich "für eine bunte und lebendige Gemeinschaft"11 und gegen "jede Form von Rassismus und Gewalt"12 ausgesprochen wird: "Wir heißen die geflüchteten Menschen willkommen und laden sie ein, an unserem Verein teilzuhaben."13
Ein weiteres, bedeutendes Themenfeld war - neben Projekten gegen sexualisierte Gewalt14 - die Frage nach der Gleichstellung der Geschlechter bzw. Gender-Mainstreaming. Letzteres wurde 2005 in die Erziehungs- und Bildungsziele der JDAV aufgenommen.15 Neben zahlreichen Artikeln im Knotenpunkt16 wurde auf dem Bundesjugendleitertag 2013 beschlossen, sich zum "Ziel der Geschlechtergerechtigkeit, insbesondere zu einem langfristig ausgewogenen Geschlechterverhältnis in den Gremien der JDAV [zu bekennen]"17. Die JDAV-Struktur-Gruppe wurde damit beauftragt, "bei einer Überarbeitung der Jugendordnung die Gleichstellung der Geschlechter in den politischen Gremien auf Bundesebene auf geeignete Art und Weise zu gewährleisten."18 2017 wurde die Projektgruppe "Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit" ins Leben gerufen und die gesellschaftliche Geschlechterordnung reflektiert und kritisch betrachtet.19
Aus der Maxime "Jede*r ist es wert, geschätzt zu werden"20 wurden Handlungsfelder abgeleitet, darunter: Stellungbeziehen "gegen Diskriminierung und Sexismus"21, Sensibilisierung der Jugendleiter*innen hinsichtlich des Themas "sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in unseren Bildungsangeboten"22, Reflektieren von "geschlechtsspezifischen Rollenerwartungen"23 und Bestärken der Kinder und Jugendlichen auf ihrem Weg, Respektieren von Selbstbezeichnungen, geschlechtergerechte Sprache mit Genderstern, Anstoßen von Debatten innerhalb des eigenen Verbands, etc. In Folge dessen bot die JDAV 2019 erstmals auch ein eigenes LGBTQ*-Wochenende unter dem Titel "Queerfeldein" an.24
Quellen
1 Jahresbericht des DAV 2007, 59.
2 Jahresbericht des DAV 2003, 38.
3 Protokoll der Hauptversammlung 2013 in Neu-Ulm. Arbeitstagung 8. / 9. November 2013, (§24.10 der Satzung des DAV), 26.
4 Beschluss 1_2015 Bundesjugendordnung der JDAV, 8f.
5 Jahresbericht des DAV 2018, 48.
6 ebd.
7 Positionspapier des Deutschen Alpenvereins (DAV) und der Jugend des Deutschen Alpenvereins (JDAV): Inklusion leben! Menschen mit und ohne Behinderung treiben gemeinsam und gleichberechtigt, 2014, 2.
8 ebd.
9 Vgl. bspw. Industriegebiet Alpen, in: Panorama 01/2018, 65-74; Kultur, in: Panorama 06/2012, 65-72; Love me [Dschænda]. Wie Frauen und Männer am Berg zu ihrem Recht kommen, in: Panorama 02/2011, 75-84; Stuke, J.: Check your risk. Ein lawinenartiger Erfolg, in: Panorama 06/2008, 54f.; Tod am Berg, in: Panorama 01/2017, 63-70.
10 Vgl. bspw. Jahresbericht des DAV 2000, 43; Jahresbericht des DAV 2007, 59; Jahresbericht des DAV 2016, 45; Metz, S.: Bergheimat für Alle. A.L.M. - Gemeinsam auf Tour, in: Panorama 02/2018, 73f.
11 Beschluss des BJLT 2015 in Tübingen. Für Vielfalt in der JDAV. Beschlossen vom Bundesjugendleitertag der Jugend des Deutschen Alpenverein am 27.09.2015 in Tübingen.
12 Ebd.
13 Ebd.
14 Vgl. v.a. Jahresbericht des DAV 2011, 40; Broschüre: Sexualisierte Gewalt: Nicht mit mir! Prävention in JDAV und DAV, Neuried 20182.
15 Jahresbericht des DAV 2005, 41.
16 Vgl. bspw. Kempert, R.: Wofür steht der *? Geschlechtergerechtigkeit im Knotenpunkt, in: Panorama 04/2016, 67; Love me [Dschænda], Anm. 8; Stahl, S.: Sexismus am Berg. Die Männer am Berg, die Frauen im Tal, in: Panorama 06/2015, 71.
17 Beschluss des BJLT 2013 in Köln. Geschlechtergerechtigkeit. Beschlossen vom Bundesjugendleitertag der Jugend des Deutschen Alpenvereins am 27.10.2013 in der Sporthochschule Köln.
18 Ebd.
19 Jahresbericht des DAV 2018, 48.
20 JDAV Positionspapier. Für eine geschlechtergerechte Gesellschaft! Verabschiedet auf der Sitzung des Bundesjugendausschuss am 09.06.2018 in Fulda.
21 Ebd.
22 Ebd.
23 Ebd.
24 Queerfeldein - die neue JDAV Veranstaltung für LGBTQ*-Jugendliche, in: https://www.jdav.de/mitmachen/queerfeldein-die-neue-jdav-veranstaltung-fuer-lgbtq-jugendliche_aid_31918.html (zuletzt besucht am 28.01.2019).
25 Jahresbericht des DAV 2011, 41.
26 Hauptversammlung 2013, 40; Protokoll der Hauptversammlung 2015 in Hamburg Arbeitstagung 13. / 14. November 2015 (§24.10 der Satzung des DAV), 18f.
Autor
Autor: "Epoche 6 - Aufbruch und Umbruch": Maximilian Wagner