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Wer kümmert sich eigentlich um junge Menschen?

20.06.2024, 10:00 Uhr

Im Nachgang der Europawahl und nach Gesprächen mit jungen Menschen in der JDAV äußern sich die Bundesjugendleiter*innen der JDAV, Annika Quantz und Raoul Taschinski, zu den Ergebnissen der Wahl. Ein Meinungsbeitrag von Annika Quantz & Raoul Taschinski (Bundesjugendleiter*innen der JDAV)

Eindrücke zur Europawahl

Junge Menschen sind enttäuscht darüber, wie mit ihren Belangen in der Politik und Gesellschaft umgegangen wird. Das hat die Europawahl klar gezeigt. Die öffentliche Diskussion und die Medien verfallen nun dem Reflex, den jungen Wähler*innen die Schuld zu geben, Verständnislosigkeit zu äußern oder Absurditäten wie Pflichtdienste als Gegenmaßnahmen ins Feld zu führen. Wir glauben, dass junge Menschen vor allem eines brauchen: Jemanden, der ihnen zuhört und ihre Sorgen ernst nimmt, der ihren Ideen Raum gibt, sie umsetzt und der sie nicht gängelt oder bevormundet. Und wir müssen konstatieren, dass dies Parteien offensichtlich derzeit nicht gelingt. Die hohe Zustimmung zu Kleinstparteien und leider zum Teil auch zu rechtsextremen Parteien ist auch der Ausdruck einer misslungenen Kommunikation mit der Generation Z. Es braucht in Deutschland Veränderung im Umgang mit jungen Menschen – und zwar vor allem und zuallererst durch die Parteien und die politisch Verantwortlichen.

 

Zuhören und Beteiligen statt Bevormunden

Wie wäre es mit ernsthaftem Zuhören und sich für die Belange junger Menschen interessieren? Sich damit auseinanderzusetzen, was junge Menschen umtreibt? Ihnen Lösungen anbieten oder – noch besser – sie mit ihnen erarbeiten?

Was gibt es stattdessen? Eine vom Bundespräsidenten losgetretene Debatte über Pflichtdienste! Junge Menschen werden bevormundet, entmündigt und zur gesellschaftlichen Konformität gezwungen, die ihrer Lebenssituation nicht gerecht wird. Statt Engagement- und Beteiligungsräume zu stärken, werden Kürzungen diskutiert wie zum Beispiel bei der Finanzierung von Jugendverbänden oder bei demokratiefördernden Projekten. Beteiligung von jungen Menschen muss sich konkret auf ihr Leben auswirken und nicht nur schöne Bilder produzieren. Ja! Junge Menschen können schon früh Verantwortung für sich und andere übernehmen – beispielsweise in Jugendgruppen der JDAV. Dabei treffen sie Entscheidungen für sich und andere, sie wägen Risiken ab und helfen anderen. Warum dürfen sie das dann nicht auch für ihr Leben tun?

 

Sorgen und Ängste junger Menschen ernst nehmen

Junge Menschen werden umgetrieben von zahlreichen Sorgen und Zukunftsängsten. Es geht um existentielle Fragen nach bezahlbarem Wohnraum, nach Löhnen, die zum Leben reichen, um die Absicherung im Alter und vieles mehr. Globaler gedacht – und die junge Generation denkt global – sind es die Klimakrise, Konflikte und die Sorge vor immer mehr Kriegen, die jungen Menschen berechtigte Angst und Sorge bereiten. Die Politik gerät von einer Krise in die nächste – und übersieht generationengerechte Lösungen. Politik muss die Schwächsten schützen – nicht erst seit der Corona-Pandemie wird das vorwiegend auf alte Menschen bezogen. Aber junge Menschen sind in besonderer Weise schutzbedürftig und es braucht ein Augenmerk der Politik darauf – statt Jugendpolitik als „Gedöns“ abzutun.

 

Braucht es einen neuen Generationenvertrag?

Was verhilft jungen Menschen zu einer angemessenen Repräsentation? Brauchen wir eine Jugendquote? Braucht es eine ernsthafte Debatte, ob die jetzige Schuldenbremse im Interesse junger Menschen ist? Brauchen wir den Jugendcheck bei allen Gesetzesvorhaben? Braucht es einen neuen Generationenvertrag, der nicht nur zu Lasten junger Generationen geht, sondern sie aktiv in die Gestaltung mit einbezieht?

Ja das braucht es, aber was es zunächst braucht, ist ein echtes Interesse politischer Entscheidungsträger*innen an den Themen und Sorgen junger Menschen – unvoreingenommen, wertfrei und mit einer offenen Haltung. Es gibt viele Interessenvertreter*innen junger Menschen, aber kaum Formate, in denen Politik eine ernsthafte Jugendbeteiligung macht. Mit jungen Menschen reden statt über sie. Das war nie wichtiger als heute!

 

Service für die Presse

Für Rückfragen und Interviews stehen Annika Quantz und Raoul Taschinski gerne zur Verfügung.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: